Demokratie ist ein hohes Gut - Klare Kante gegen rechts
Bei der hessischen Landtagswahl Anfang Oktober wurde die AfD zweitstärkste Kraft und ist im neuen Parlament die stärkste Oppositionspartei. Damit zieht eine rassistische und rechtsextreme Partei, welche vom Verfassungsschutz beobachtet wird, viele Stimmen an. Umso wichtiger ist es daher, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, wo man Rechtsextremismus begegnet, wie er sich tarnt und wie man dem begegnen kann. Dies zum Thema hat die Ausstellung „RECHTSaußen – MITTENdrin“ im Mehrgenerationenhaus Löhnberg, welche bis zum 12. November besichtigt werden kann.
Zur Ausstellungseröffnung ging Bürgermeister Dr. Frank Schmidt darauf ein, wie wichtig dieses Thema in der aktuellen Zeit sei. Mit Blick auf die Wahlergebnisse und die allgemeine Stimmung findet er es „erschreckend für alle, die an die Demokratie glauben.“ Es gebe immer mehr Probleme, die für Ängste und Verunsicherungen bei den Menschen sorgen, dennoch laufe es ihm kalt den Rücken runter, bei Betrachtung dieser Ergebnisse. Er habe kein Verständnis für Protestwähler. „1933 wurde auch aus Protest gewählt, das Ergebnis kennen wir alle“, so Schmidt. Der Wind in der Gesellschaft sei rauer geworden, die Leute seien aggressiver und die Stimmungslage sei schwierig. Dann aber die Rechten zu wählen, habe mit Demokratie nicht mehr viel zu tun. „Wir tun viel, um den sozialen Ausgleich hinzubekommen und dann machen die aus Verlustangst ihr Kreuz bei der AfD“, so Schmidt weiter. Daher sei es wichtig, auf das Thema aufmerksam zu machen und immer wieder darüber zu reden. „Die Demokratie ist unwahrscheinlich wichtig, gerade im Jahr von 175 Jahre Paulskirche, der Wiege der Demokratie“, so der Bürgermeister weiter, „es ist ein hohes Gut, was wir hier haben.“ Er würde sich wünschen, dass die Menschen nicht mehr einfach nur das glauben, was sie in den sozialen Medien sehen, sondern Behauptungen wieder kritisch hinterfragen.
Nach seinem einleitenden Appell übergab er an Christa Kaletsch und Stefan Rech, zwei Referenten des Landesverbandes Hessen der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik, die einen kleinen Impuls dazu gaben, wie man Menschen begegnen kann, die sich rechtsextremer Narrative bedienen. Lange hieß es immer, Rechtsextremismus sei ein Thema in den neuen Bundesländern und habe ein wenig die Augen davor verschlossen, dass es dieses Problem auch im Westen gibt. Die Wahlergebnisse haben gezeigt, dass es dringlicher denn je sei, darüber zu sprechen. Es sei wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich mit den verschiedenen Fragestellungen zum Thema auseinanderzusetzen und auch aufmerksam zu sein. „Hören sie den Menschen zu, die von einem negativen Erlebnis oder Anfeindungen berichten und bagatellisieren sie es nicht“, so die Forderung von Christa Kalesch, „solidarisieren sie sich mit diesen Menschen.“ Auch warnte sie davor, die Menschen gleich abzustempeln, wenn sie ein rechtes Narrativ wiederholen. Sie gab zu, dass es schwierig ist, Menschen mit einer rechtsextremen Gesinnung zu bekehren, dies funktioniere nicht. Aber die Menschen, die eventuell nur etwas nachplappern, weil es ihnen gerade passt, die sich hilflos und ohnmächtig fühlen, die könne man noch erreichen, wenn man sich mit ihnen in den Dialog begibt und ihnen zeigt, dass man ihre Ängste und Verunsicherungen ernst nimmt. So fragten die beiden Referenten die Anwesenden: „Wissen sie, was ihre Mitmenschen bewegt? Was die Themen bei ihnen im Ort sind?“ Und im Gespräch gehe es dann nicht darum, den anderen die eigenen Argumente „um die Ohren zu hauen“. Vielmehr gehe es darum, gemeinsame Themen zu finden. Was schätzt man an der Region? Warum wohnt jemand da und wo könne sich jemand vorstellen, sich einzubringen? Es sei wichtig, diesen Weg zu gehen und immer wieder Gespräche zu führen, denn „Demokratie ist was Schönes“.
Wer sich die Ausstellung, welche vom Landesprogramm Hessen aktiv für Demokratie und gegen Extremismus sowie vom Bundesprogramm Demokratie leben! gefördert wird, anschauen möchte, meldet sich bitte bei Thomas Zipp (06471 6290299) oder Nina Müller (06471 6290164).